Projektbeschreibung und Ziele
„Deutsch, das bist Du! – Berlin, das bist Du!“
Ziel des Deutschunterrichts ist es, die Hörverstehens-, Sprech-, Lese- und Schreibkompetenz zu fördern, um so u.a. deutschsprachige literarische Texte zu verstehen und am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilnehmen zu können.
Aber wie wird das bei uns an der Goethe-Oberschule umgesetzt?
Ein Teil des elften Jahrgangs, also wir, haben im zweiten Halbjahr expressionistische sowie andere literarische Texte über das Stadtleben von Berlin intensiv betrachtet, indem wir viele Stadtgedichte von bekannten Dichtern gelesen, analysiert und interpretiert haben.
Ergänzend zu diesen meist ambivalenten „Erfahrungsberichten“ haben wir Bilder und Sachtexte (z.B. von Simmel) untersucht und so ein umfangreiches Bild von den in unterschiedlichen Textgattungen dargestellten Stadterfahrungen gewonnen. Auf diesen Analysen basierend haben wir eigene Stadtgedichte verfasst, die uns einen ersten Zugang zu unseren Stadterfahrungen ermöglicht haben. Aus der individuellen Beschäftigung mit diesem Thema hat sich das im Folgenden beschriebene Projekt entwickelt, das wir am Ende des Halbjahres durchgeführt haben.
Um was für ein Projekt handelt es sich und welches Ziel beinhaltet dieses Projekt?
Innerhalb des Projekts „Berlin, das bist Du!“ wollen wir unser Bild von Berlin mithilfe eines geeigneten Mediums präsentieren, denn Berlin ist die Stadt, in der wir leben, arbeiten, träumen…sind. Sie begleitet uns und ist der Raum für unseren Alltag, Gefühle, Gedanken und Erfahrungen.
Die Auswahl eines Mediums, das unsere Erfahrungen besonders gut zeigen kann, war einer der besonderen Schwerpunkte des Projekts, da die Aspekte durch das bewusst gewählte Medium hervorgehoben werden können.
Zwei Fragen standen also im Vordergrund unserer Arbeit:
Was ist typisch für uns und unser Leben in Berlin und an Berlin?
Wie kann dies besonders gut ausgedrückt werden?
Die Resultate zeigen nicht nur verschiedene Berlinbilder, sondern auch eine Weiterentwicklung der eigenen Sichtweise auf die Stadt, in der wir leben und die Erweiterung der eigenen Ausdrucksmöglichkeiten.
Ausgewählte Ergebnisse des Projekts
Hektik und Ruhe als prägende Kontraste eines multikulturellen Lebens
Wir wollten die Vielseitigkeit Berlins anhand der Ruhe und Hektik darstellen, da diese für uns einen wesentlichen Kontrast im Leben eines Berliners bilden. Vollkommen unwichtig, was für ein Leben eine Person in Berlin führt, dieser Kontrast wirkt sich unserer Auffassung nach auf jeden, der in Berlin lebt, aus. Vor allem, weil die Gesellschaft Berlins multikulturell ist und dadurch auf jeden vielfältige, bunte und unterschiedliche Impressionen wirken. Ein ideales Beispiel hierfür liefert der Karneval der Kulturen, das Sinnbild für das Zusammenkommen vieler Ethnien.
Diese Kombination zu erleben und mit ihr zu leben stellt Tag für Tag für jeden eine neue Herausforderung dar, da jeder einzelne so wertgeschätzt wird, aber auch durch diese Vielfalt überfordert sein kann. Dieser Kontrast ist der Grundbaustein unseres Films und beeinflusst den im Film gezeigten Tagesablauf zweier Personen.
Wir haben uns für die Darbietung eines Films entschieden, da dieses Medium viele Eindrücke und Erfahrungen wiederspiegeln kann. Nicht umsonst heiß es ja, dass „ein Bild mehr als tausend Worte sagt“ und unser Film zeigt sehr viele Bilder. So erlebt der Zuschauer Berlin so, wie es ist: lebendig, laut, bewegt.
Collage
Der Großteil stürzt sich bei einem solchen Projekt auf das Medium “Film”. Aufgewachsen unter dem Einfluss des Internets sind viele junge Leute heutzutage technisch versiert. Doch es gab bei unserem Projekt auch einige Ausnahmen, zum Beispiel die Gruppe von Mine und Diana.
Bei dem von ihnen gewählten Leitthema, Kulturmix, fanden sie die Darstellung durch eine Collage am treffensten:
“Der Kulturmix wird unserer Meinung nach am besten mit einer Collage dargestellt, da man die Lebendigkeit, das Chaotische und das Bunte der Stadt gut damit ausdrücken kann. Auf den ersten Blick sieht man das Unübersichtliche, wobei einzelne Objekte den Betrachter […] neugierig darauf machen, genauer hinzuschauen.” (Auzug aus dem Portfolio)
Viele ihrer Mitschüler standen dem Vorhaben zunächst skeptisch gegenüber. Sie hielten eine Collage für wesentlich komplizierter als zum Beispiel ein Video, vor allem, weil jeder noch so kleine Bestandteil einer Collage mit viel Bedacht gewählt und platziert werden muss. Zusätzlich muss natürlich auch noch eine lebhafte und erläuternde Präsentation geschaffen werden.
Aber die beiden Schülerinnen wagten diese schwere Aufgabe und lösten sie mit Bravur und Sternchen. Sie überzeugten nicht nur durch eine ansprechende Collage, sondern vorallem durch eine unterhaltsame und fesselnde Präsentation. Der Zuhörer war zu jeder Zeit in die Präsentation eigebunden. So musste er zum Beispiel zu einem vorgespielten Lied einen Bestandteil der Collage zuordnen. Anschließend übten sich Mine und Diana im Schauspiel und stellten eine Szene nach, die nach der postiven Darstellung des Kulturmixes in Berlin, die Problematik der Integration verdeutlichen sollte. Durch einen lebensnahen Aufbau wirkte diese Vorstellung realistisch und war nachvollziehbar. Zum Abschluss einer begeisternden Präsentation wurde der Zuhörer auch noch für seine Aufmerksamkeit belohnt, und wurde mit Süßigkeiten und Limonade beköstigt.
Gedicht
Vielfältige Lebensfreude in Berlin
Das Ziel für unseres Films ist es, die Vielseitigkeit und Freude von unserer Stadt deutlich zu machen. Dabei ist für uns Berlins Wahrzeichen, der Bär, von großer Bedeutung, was im Verlauf des Filmes anhand von verschiedenen Buddy Bären präsentiert wird. Die Hektik in Berlin wird durch Ausschnitte von S- und U-Bahnen symbolisiert.
Die Lebensfreude, die trotz der Hektik in Berlin herrscht, zeigen wir anhand von Shoppingausschnitten und Videos von Straßentänzern.
Obwohl man das Holocaust-Denkmal mit einem schrecklichen Teil aus der Geschichte verbindet, haben wir dieses Denkmal für unsere Präsentation ausgewählt, um zu zeigen, dass wir obwohl wir diesen Abschnitt stets im Bewusstsein haben, offen und froh in unsere Zukunft zu schauen.
Unsere Erfahrungen mit dem Projekt
Wie hat uns das Projekt gefallen? Zitate
„Das Projekt hat uns sehr gut gefallen, da es eine andere Erfahrung für uns war.“
„Sehr gut!“
„Es war kein gewöhnlicher Deutschunterricht, es war außergewöhnlich!“
„Für uns war es eine neue Erfahrung.“
„Es war eine gute Ergänzung zum normalen Unterricht.“
„Berlin auch mal von anderen Seiten erleben.“
„Spaß mit seinen Mitschülern zu haben.“
„Einen eigenen Film zu drehen ist echt cool.“
„Es war interessant die Eindrücke der anderen zu sehen.“
Was haben wir von dem Projekt gelernt?
Wir haben gelernt Aufgaben und Zeit einzuteilen, sodass jede Person ihr Talent und Können in die Gruppe einfließen lassen konnte. Außerdem haben wir gelernt auf die Bedürfnisse und Wünsche unserer Gruppenmitglieder einzugehen und diese kompromissbereit einzubauen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass wir gelernt haben mit konstruktiver Kritik umzugehen.
Darüber hinaus mussten wir uns für ein Medium entscheiden, wobei uns ein Film, eine Collage, ein Foto etc. zur Wahl stand.
Als Beispiel dafür war es für uns absolutes Neuland einen ganzen Film zu drehen, zu schneiden, ihn mit Musik zu unterlegen und ihn letztlich präsentationstauglich zu gestalten. Dadurch haben wir gelernt mit unkonventionellen, wie auch mit professionellen Programmen und Geräten zu arbeiten.
Es hat uns gelehrt und gezeigt, wie viel Arbeit in jedem Film steckt, so kurz dieser auch sein mag.
Was haben wir für Erfahrungen gemacht?
Dadurch, dass wir für das Projekt viele verschiedene Orte von Berlin besichtigten, haben wir mehr von Berlin gesehen und mehr über Berlin erfahren. Berlin ist eine prägendende Stadt, die uns ermöglicht, uns frei zu entfalten und unsere eigenen Erfahrungen zu machen.
Außerdem sind wir vielen unterschiedlichen Kulturen begegnet, wodurch sich unser Blick für fremde Dinge erweitert hat.
Der Umgang mit neuen Medien, zum Beispiel die Erfahrung einen eigenen Film zu drehen, hat uns gezeigt, dass harte Arbeit nötig ist, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Insgesamt war es eine tolle Erfahrung, die wir nicht missen möchten, da wir so viele neue Seiten von Berlin und von uns entdeckt haben.
Persöhnliche Erfahrung
Sichtweise eines Schülers
Deutschunterricht. Das ist meist langweilige Grammatik, komplizierte Texte und Lehrer, die am Rande der Verzweiflung sind, weil die Schüler Schiller nicht verstehen. Aber es geht auch anders: Das bewies der elfte Jahrgang der Goethe-Oberschule Berlin, der sich das letzte halbe Jahr mit nichts anderem beschäftigt hat, als mit seiner Heimatstadt Berlin.
Sicher, zunächst wurden, für den Lehrplan im Deutschunterricht typisch, Gedichte und Texte zu dem Thema analysiert. Unsere Lehrerin wollte damit nichts Geringeres erreichen, als unseren Verstand und unseren Geist zu öffnen, um die nachfolgende Aufgabe in ihrem ganzen Ausmaß und ihrer ganzen Komplexität erfassen und bearbeiten zu können. Wir konnten jetzt auf ein vielfältig erweitertes Repertoire an Texten zurückgreifen und so einen breiteren Kontext, beim Definieren unseres eigenen Berlin-Bildes, herstellen.
Ein zweischneidiges Schwert! Denn Simmel und Lichtenstein können in ihrer Aussage und Formulierung recht überzeugend sein. Unser Blickfeld war also eingeschränkt, sodass die persöhnliche Entfaltung etwas beeinträchtigt wurde. Doch was war eigentlich dieses Projekt, auf das wir so intensiv vorbereitet wurden?
“Berlin, das bist Du” – Das ist einfach nur der Name des Projektes und doch sagt er schon alles, was man wissen muss. Wir sollten Berlin zeigen, unser Berlin, mit genau dem Aspekt, der für uns von prägender Bedeutung ist. Doch wie sollten wir Berlin zeigen? Sollten wir wie Verrückte durch die Stadt rennen, Orte und Personen filmen oder fotografieren und das Ganze zu einem Gesamtbild in Form einer COllage oder eines Videos zusammenfügen? Ja, ganz genau das! Aber wir sollten nicht ziel- und Planlos durch die Gegend fahren. Die Arbeit war vorrausschauend genaustens geplant und in einzelne Schritte untergliedert.
Und bei allen Meinungsverschiedenheiten, die Jugendliche grundsätzlich untereinander haben, waren wir uns diesmal alle einig. Dieses Projekt war einmalig, interessant aber vor allem weiterbildend. Es hat den zum Teil konventionellen Deutschunterricht aufgelockert und Talente in uns hervorgebracht, von denen wir bis dahin nichts geahnt haben.